Liebe Mitglieder des deutschen Nes Ammim Vereins,
liebe an Nes Ammim interessierte Leser*innen,
mit großer Betroffenheit und Sorge haben wir wahrgenommen, dass der im letzten Newsletter versendete persönliche Bericht von Dr. Tobias Kriener bei einigen Leser*innen auf massive Kritik gestoßen ist. Dieser Bericht wurde im Mai zum Ende des Krieges verfasst, der wieder einmal großes Leid sowohl für Israelis als auch Palästinenser gebracht hat und nicht zu einer Lösung des Konfliktes beigetragen hat.
Um kritische Anmerkungen und Irritationen bezüglich der Positionierung von Nes Ammim aufzugreifen, bezieht der Vorstand des deutschen Nes Ammim Vereins Stellung sowohl zu dem Beitrag von Dr. Kriener als auch zur grundsätzlichen Ausrichtung von Nes Ammim.
Mit freundlichen Grüßen und in der Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden,
Thomas Kremers
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Erklärung des Vorstands des deutschen Nes Ammim Vereins zum Artikel von Dr. Tobias Kriener im letzten Newsletter
Der im letzten Newsletter versendete persönliche Bericht von Dr. Kriener ist bei einigen Leser*innen auf Kritik gestoßen. Die Einschätzung von Herrn Kriener ist keine offizielle Stellungnahme des deutschen Nes-Ammim-Vereins. Wir haben mit dem Beitrag von Dr. Kriener und dem Beitrag von Georg Roessler zwei persönliche Darstellungen der aktuellen Situation im Mai 2021 abgedruckt, die unmittelbar unter Eindruck des Krieges geschrieben wurden und verschiedene Perspektiven auf den Konflikt eröffnen. Wir gehen davon aus, dass sich mündige Leser*innen ihr eigenes Bild machen können. Wir freuen uns über kritische Reaktionen und wünschen uns, dass wir direkt angesprochen werden.
Der Vorstand sieht, dass die Kritik von Dr. Kriener insbesondere an der israelischen Regierung in Teilen sehr zugespitzt ausgedrückt wird, einige Formulierungen durchaus fragwürdig sind und der Text in einigen Passagen nicht ausgewogen und sprachlich sensibel genug ist. Auch hätte das Leid der jüdischen Israelis angesichts der Welle von Gewalt deutlicher zum Ausdruck gebracht werden müssen. Der Vorstand bedauert dies. Dr. Kriener deshalb „Antisemitismus“ oder „Sympathie mit den Feinden Israels“ zu unterstellen, ist ebenso abwegig, wie seine grundsätzliche Solidarität mit dem Staat Israel in Zweifel zu ziehen. Wer die gesellschafts- und machtpolitischen Entwicklungen innerhalb Israels genauer anschaut und benennt, dem kann nicht schon deshalb die Liebe zu Israel abgesprochen werden.
Seit mehr als fünfzig Jahren ist Nes Ammim ein Ort der Solidarität mit dem Staat Israel – und das bleibt es auch. An diesem Ort steht das Lernen vom Judentum an erster Stelle, das Dr. Kriener in seiner Funktion als Studienleiter kompetent mitgestaltet. Auf dieser Basis ist es zunehmend auch ein Ort des Dialoges geworden, den israelische Gruppen gerne nutzen zu Begegnung und Verständigung.