Lesen Sie hier die Ereignisse bis zum Jahr 2018 in einer Chronologie.
Anfang und Aufbau
1956: Johan Pilon und die ersten Initiatoren entwickeln in den Jahren bis 1960 die Idee zur Gründung einer christlichen Siedlung in Israel.
1960: Die erste Internationale Nes Ammim-Konferenz legt am 1. September 1960 den Namen „Nes Ammim" (hebr. „Zeichen für die Völker“, Jesaja 11,10) fest; im Dezember wird der israelischen Regierung der Plan für Nes Ammim vorgelegt, Finanzminister Levi Eschkol signalisiert Zustimmung.
1961: Gründung der Stichting Nes Ammim Nederland am 14. April 1961; Gründung der Internationalen Nes Ammim Aktiengesellschaft in Zürich am 16. November 1961.
1962: Gründung des Schweizer Nes Ammim Vereins; Landerwerb von ca. 114 ha in Israel durch die Nes Ammim AG Zürich am 25. Mai 1962. In Israel ist man besorgt über die Teilnahme Deutscher so kurz nach der Shoah.
1963: Gründung des deutschen Nes Ammim-Vereins; eine Kunststudentin der Folkwang Schule in Essen entwirft aus Fisch und Ähre ein Logo, das zum Symbol der internationalen Nes Ammim Bewegung wird.
Ein ausrangierter Linienbus wird am 15. April 1963 nach Nes Ammim gebracht und dient als erste Unterkunft für ein Schweizer Ehepaar.
Eine internationale Delegation übergibt der israelischen Regierung eine „Garantieerklärung“, die den ausdrücklichen Verzicht auf Judenmission enthält.
1964: Nes Ammim erhält „grünes Licht“ von der israelischen Regierung, dieses beinhaltet aber ein Vetorecht gegen deutsche Bewohner in Nes Ammim.
Die Wohnunterkünfte (Barracks genannt) für die Freiwilligen werden gebaut. Bau der ersten Gewächshäuser, zunächst für die Nelkenzucht.
1965: Mit holländischem Know-How und in Übereinkunft mit dem Staat Israel wird in Nes Ammim mit der Schnittrosenzucht begonnen. Israelische Blumenbetriebe können nun Rosen für den Weltmarkt produzieren; allein Nes Ammim Israel bis zu sechs Millionen im Jahr.
1967: Der Sechs-Tage-Krieg führt zu großem Interesse an Israel. Nach dem Sechs-Tage-Krieg hat jedes Dorf in Israel einen Schutzraum (Shelter) einzurichten, auch Nes Ammim.
Mit deutscher finanzieller Hilfe werden in Nes Ammim die ersten Wohnungen gebaut.
1968: Heinz Kremers wohnt als Gast mit seiner Familie in Nes Ammim.
1968/69 lebt das erste deutsche Ehepaar, Magdalene und Helmut Bieler, geduldet in Nes Ammim.
1969: Otto und Erna Busse ziehen nach Nes Ammim.
Die ersten Avocado Gärten werden angelegt im Rahmen eines israelischen Pilotprojekts. Nes Ammim erhält dafür Wasserrechte.
1970: Der ehemalige Gegner, der Oberrabbiner aus Naharija, wird von der Nes Ammim Idee überzeugt und ein Befürworter und Freund von Nes Ammim. Am 18.10.1970 beschließt der Rat des Bezirks Gaaton, zu dem Nes Ammim gehört, dass nun auch Deutsche in Nes Ammim wohnen und als Freiwillige mitarbeiten dürfen.
1972: Mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland wird mit dem Bau eines Dorfzentrums (Village) begonnen.
1973: Jom Kippur Krieg: Die Freiwilligen helfen Nachbarn bei der Ernte. Die meisten jungen israelischen Männer sind zum Militärdienst eingezogen. Erste eigene Avocado-Ernte.
1974: Ende des Jahres kommt Simon Schoon nach Nes Ammim und gibt entscheidende Impulse für die Stärkung des jüdisch-christlichen Dialogs.
1975: Einweihung des Dorfzentrums am 24. September.
Johan Pilon, Initiator der Nes Ammim Bewegung, stirbt am 14. Juli 1975 in Holland. Beerdigt wird er auf dem kleinen Friedhof in Nes Ammim Israel. Seine Witwe Stijn Pilon arbeitet bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 weiter im Sinne ihres Mannes in Nes Ammim.
1976: Durch Presse und Medien wird Nes Ammim bekannt. Besucher und Gäste können im neuen Dorfzentrum betreut werden.
1977: Im Sommer beginnt das erste „Arbeits- und Informationsjahr“. In den kommenden Jahren nehmen jeweils 20-30 junge Leute aus verschiedenen Ländern daran teil. Die Freiwilligen arbeiten vorwiegend „in den Rosen“, in den Gewächshäusern und nehmen am Studienprogramm teil. Ein Kindergarten wird eingerichtet.
1979: Eröffnung der mit Unterstützung der Schweiz gebauten Jugendherberge. Mit dem Bau eines Gästehauses wird begonnen.
1980: Der landwirtschaftliche Bereich Nes Ammims ist von großer Bedeutung. Neben Rosen und Avocados werden auch Baumwolle, Weizen und Tomaten angebaut. Auf Initiative des israelischen Landwirtschaftsministeriums und in Zusammenarbeit mit der Universität Haifa wird in einem wissenschaftlichen Projekt in Nes Ammim erforscht, wieviel Wasser Pflanzen aus dem Mittelmeerraum brauchen, damit eine Gartenanlage angelegt werden kann.
Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland fällt am 11. Januar 1980 einen wegweisenden Beschluss: „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“. Nes Ammim ist ausdrücklich anerkannt und wird offiziell gefördert.
1981: Um das ökumenische geistliche Leben in Nes Ammim zu regeln, wird eine Gemeindeordnung erstellt.
1982: Das Gästehaus in Nes Ammim wird als Begegnungsstätte eingeweiht. Nach jüdischem Vorbild ist ein „Lehrhaus“ in Nes Ammim in Planung. Nes Ammim hat nun ein Schwimmbad, ein beliebter Treffpunkt für jüdische und arabische Nachbarn, für Gäste des Hotels und für Freiwillige.
1983: Nes Ammim bekommt einen dorfeigenen Laden. Die Schlosserei und die Schreinerei werden ausgebaut. Am 01.04.1983 wird das Dorf offiziell als stimmberechtigtes Mitglied in den Landkreis (Moatza) aufgenommen. An Ostern feiert das Dorf sein 20- jähriges Bestehen. Das Projekt „Gartenanlage mit Gewächsen aus dem östlichen Mittelmeerraum (Levante)“ ist abgeschlossen; danach erweitert zum Botanischen Garten mit Pflanzenaus Afrika, Asien und Europa.
Erste Kontaktaufnahme zu den Waldensern in Rom zur finanziellen Unterstützung von Projekten.
1984: Die Regeln für das Zusammenleben in der Community werden überarbeitet und aktualisiert.
Der „Kinderwald“ wird feierlich eröffnet. Für jedes in Nes Ammim geborene Kind wird dort ein Baum gepflanzt.
1986:Heinz Kremers erhält für sein Nes Ammim Engagement die Buber-Rosenzweig Medaille.
1988: Tod von Heinz Kremers.
1990: Im August weiht der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland die neu-errichtete Kapelle ein, die als „House of Prayer and Study“ dienen soll. Sie wird dem Gedenken an Heinz Kremers gewidmet.
1991: Golfkrieg: Großes Spendenaufkommen in den Heimatländern zum Erhalt von Nes Ammim Israel.
1993: 30 Jahre deutscher Nes Ammim Verein.
Nikolaus Becker, langjähriger Schatzmeister vom deutschen Nes Ammim Verein, wird mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, u. a. auch für sein Nes Ammim Engagement.
1996/97: Mit finanzieller Unterstützung durch das Land NRW kann die Jugendherberge gründlich renoviert werden. In den Jahren zuvor hatte NRW schon einmal Nes Ammim finanziell gefördert; Ministerpräsident Johannes Rau besuchte das Dorf mehrfach.
Die instabile politische Lage bewirkt, dass Gruppen aus Europa ihre Reisen stornieren. Das Hotel wird für Gäste aus Israel geöffnet und der Hotelbetrieb stellt sich auf koschere Küche um.
1998: Nes Ammim beteiligt sich an den vielen Veranstaltungen zum 50-jährigen Bestehen des Staates Israel mit einer Wanderausstellung zur wechselvollen Geschichte des Judentums und Israels.
Im „Wald deutscher Länder“ bei Be’er Schewa entsteht ein „Nes Ammim Hain“.
1999: Die „Peter Beier Stiftung Nes Ammim“ wird offiziell genehmigt und als rechtsfähige Stiftung eingetragen.
Umbruch um die Jahrtausendwende
2000: Zukunftsorientierte Umstrukturierung durch die Trennung von landwirtschaftlichen, defizitären Betrieben. Aufgrund der bestehenden Wasserrechte werden die Avocado Gärten beibehalten und an den Nachbarkibbuz Bet HaEmek verpachtet, heute professionell und partnerschaftlich bewirtschaftet.
Stärkung des Dienstleistungssektors mit Gästehaus/Hotel und Studienabteilung. Die Studienabteilung ist offen für Friedensinitiativen vor Ort.
Landverkauf für die Erschließung eines Wohngebiets für Israelis.
2001: Ende Mai wird die Schnittrosenzucht aufgegeben und die Gewächshäuser werden verpachtet. Das Gästehaus „lebt“ fast ausschließlich von israelischen Gästen, da wegen der Unruhen die Reisegruppen aus Europa und Übersee weitgehend ausbleiben.Die koschere Küche hat sich bewährt.
2002: Auf politischer Ebene: Einigung auf einen Friedensplan, die Road Map. In drei Stufen soll die Realisierung einer Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina erreicht werden.
Im Januar lädt Nes Ammim Überlebende und Angehörige des Dolphinarium-Attentats in Tel Aviv zu einem Erholungswochenende auf Kosten des deutschen Vereins nach Nes Ammim ein.
Im Oktober startet das neue Projekt Centre of Learning and Dialogue (CLD) zur Förderung und Begleitung von Veranstaltungen für ein friedliches Miteinander der Menschen, die in Israel leben. Für lokale Dialoggruppen ist Nes Ammim ein „neutraler“ Ort.
2003: Auch während des Irak-Kriegs bleiben alle Freiwilligen in Nes Ammim.
Zu Ostern wird in Nes Ammim das 40-jährige Bestehen des Dorfs gefeiert. Im November erinnert der deutsche Nes Ammim Verein an sein 40-jähriges Bestehen.
2004: In Nes Ammim findet der erste internationale Workshop mit deutschen und israelischen Lehrer/innen statt.
Im Gästehaus wird ein großer Teil der Gästezimmer renoviert.
2005: Deutschland und Israel begehen mit zahlreichen Veranstaltungen den Beginn der Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 40 Jahren.
Nes Ammim beteiligt sich mit einem zweiten internationalen Workshop daran. Neben Lehrer/innen aus beiden Ländern sind auch Schüler/innen und Freiwillige aus Nes Ammim dabei. Am Ende entsteht eine Ausstellung, die am 1. April 2005 feierlich in Nes Ammim eröffnet wird. Im Rahmen der Feierlichkeiten erhält das House of Prayer and Study die Skulptur „Achad“ von der israelischen Künstlerin Tova Heilprin.
2006: Nes Ammim durchlebt mit seinen Nachbarn im Sommer den zweiten Libanonkrieg.
Dank großzügiger Spenden können die wirtschaftlichen Folgen durch Arbeitsausfall und weniger Gäste im Hotel einigermaßen ausgeglichen werden. Die Freiwilligen bekommen neue Duschen in mobilen Containern.Die Gewächshäuser werden entfernt.
Start des Landentwicklungsprojekts (LDP) mit dem Ziel, die Existenz von Nes Ammim zu sichern und aufrecht zu erhalten.
2007: Lokale Dialoggruppen, für die Nes Ammim eine „neutrale“ Plattform ist, sind neuer Schwerpunkt für die Zukunft.
Das Hotel bleibt die Haupteinnahmequelle. Mit finanzieller Hilfe der Waldensischen Kirche Rom wird ein Teil der Hotelzimmer renoviert.
2008: Anzahl der Freiwilligen wird auf 35-40 festgelegt.
2009: Mehr als 90 junge Musiker des Düsseldorfer Jugendsinfonieorchesters und des israelischen Kibbuz Jugendsinfonieorchesters wohnen in Nes Ammim und proben für Konzerte in Kabri, Haifa und Jerusalem.
Aufbruch zum Village of Dialogue
2010: Die Guidance for a Sustainable Organisation tritt in Kraft, ein Leitfaden zur Orientierung mit einer klaren Unterscheidung von ideetragenden Nes Ammim Home Boards, zweckgebundenem Nes Ammim Centre Ltd. und gemeinnützigem Nes Ammim Communication Centre/Amutah.
Feierliche Eröffnung des Seven Species Garden, einem Ort der Ruhe, in dem die sieben Pflanzen der Bibel gedeihen. Das Projekt ist eine Nes Ammim Initiative der Abteilung Garten, finanziert von der Moatza.
Nes Ammim erhält den ersten Preis für die schönste Dorfanlage in Israel.
91 Grundstücke und Häuser werden Israelis zum Kauf angeboten.
2011: Das CLD erhält die ehemalige Jugendherberge als eigenes Gebäude.
Der erste Spatenstich für das Land Development Project (LDP) wird mit einem Bagger ausgeführt.
2012: Grundsteinlegung für die neuen Häuser im Rahmen des Landentwicklungsprojekts (LDP).
Nes Ammim erhält eine verbesserte Infrastruktur und Schilder in den landesüblichen drei Sprachen.
2013: 50 Jahre Nes Ammim Israel.
Ausweitung der Dialogarbeit. Ein sichtbares Zeichen ist das veränderte Logo. Neben dem bekannten Symbol von Fisch und Ähre, erscheint das Nes Ammim Schriftzeichen in lateinischen, hebräischen und arabischen Lettern.
2014: Einweihung des Nes Ammim Bus Museums im Schweizer Bus, ausgestattet mit einem Seminarraum und Bildern, Objekten und Dokumenten zur Entwicklung von Nes Ammim Israel.
Nes Ammim Israel erweitert sich zum Village of Dialogue.
2015: In die neuen Häuser ziehen israelische Familien ein. Es entwickelt sich die Idee des „open village“ für jüdische und nicht-jüdische Bewohner.
Das Miteinander der neuen Bewohner und Freiwilligen erfolgt in ersten Schritten, z. B. mit dem Projekt Adopt a Volunteer – Adopt a Family und gemeinsamen Feiern.
In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Baden können Freiwillige im Rahmen des Internationalen Jugendfreiwilligendienstes nach Nes Ammim entsendet werden.
2016: Alle 91 Häuser vom LDP sind verkauft und bewohnt. Expansionspläne für eine zweite Bauphase (Taba 2) in drei bis vier Jahre entstehen.
Die Modernisierung der koscheren Küche im Hotel ist abgeschlossen.
Die Sanierung der Duschhäuser und der Einbau der Aircondition-Anlagen für die Unterkünfte der Freiwilligen sind durchgeführt.
Management Teams kommen, Management Teams gehen; der Wechsel gehört zum Leben in Nes Ammim Israel.
2017: Ein geschichtsträchtiges Jahr für den Staat Israel und die palästinensischen Nationalbestrebungen. Das Jahresthema im Studienprogramm thematisiert 100 Jahre Balfour Deklaration, 70 Jahre UN-Teilungsplan, 50 Jahre Sechs-Tage-Krieg.
Im Centre of Learning and Dialogue entwickeln ein arabischer und ein jüdischer Mitarbeiter Nes Ammim-eigene Dialog-Programme.
Die deutschen Volontäre werden vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu einem Empfang im deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem eingeladen und als „im besten Sinne Botschafter Deutschlands“ begrüßt.
Nes Ammim bekommt eine eigene Bushaltestelle und ist damit ins Verkehrsnetz von Naharija eingebunden.
Vorbereitung für Taba 2 (Bau von 213 Häusern) in Zusammenarbeit mit dem fachlichen Berater der Moatza.
2018: Die Modernisierung der Lobby und der Rezeption ist abgeschlossen.
EVS Plätze (European Voluntary Service) werden von fünf auf zehn erweitert.
Die Dialogarbeit wird ausgebaut.
Zweiter Nes Ammim Tag, gut besucht mit Rednern aus Holland, Deutschland und von Givat Haviva
Neue Managerin im Hotel.
Musikalisches Highlight: Der Chor des westgaliläischen Verwaltungsbezirks Mateh Asher und der Kammerchor aus Hersel bei Bonn begeistern ein buntgemischtes Publikum aus Freiwilligen, Bewohnern des Dorfs und zahlreichen Gästen aus der Umgebung.
Veröffentlichung des Buchs in englischer Sprache: Nes Ammim Village – A fifty-year-history (1963-2013) von Machteld de Goederen (ed.).